Psychische Belastungen steigen
Ursula Luschnig, unsere Bereichsleiterin für Menschen in Krisen, weiß: „2021 war unser Bereich nach wie vor stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Sowohl in der Beratung als auch in der Psychotherapie kam es zu einer außergewöhnlichen Häufung von Themen, wie Erschöpfungszuständen, großer Anspannung, Ängsten, aber auch Einsamkeit und Konflikten im familiären Umfeld und damit einhergehender Überforderung. Wie auch 2020 konnten wir unser Angebot durchgehend aufrechterhalten. Für viele Menschen waren wir einer der wenigen persönlichen Kontakte. Andere waren froh, unser Angebot über Telefon oder via Online-Beratung nutzen zu können. Das wurde von unseren Klient*innen sehr positiv wahrgenommen.“
„In der Suchtberatung ging es vor allem um Rückfallprophylaxe, Stabilisierung, Begleitung, persönlichen Kontakt und Schadensbegrenzung. Die Anrufe in der Telefonseelsorge sind stark gestiegen, weshalb wir einzelne Dienste doppelt besetzen mussten, um für die Anrufer*innen mit ihren Ängsten, Sorgen und erlebter Perspektivenlosigkeit da sein zu können. Im September eröffneten wir unsere Beratungsstelle für Gewaltprävention im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres. Und seit Juli konnten wir über ein Projekt der BAG (Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt) vermehrt Beratungsstunden in allen sechs Beratungsstellen in ganz Kärnten für Jugendliche und junge Erwachsene und deren Eltern anbieten.“
Hinhören
Vom Bischof über die Bildungsexpertin bis zum Mediziner und Richter: Im April schenkten Menschen aus unterschiedlichen Arbeitswelten den Anrufer*innen unserer Telefonseelsorge ihr Ohr. Sie wollten aus erster Hand erfahren, welche Sorgen und Nöte die Hilfesuchenden plagen, um so gewonnene neue Sichtweisen in ihr Wirken miteinbeziehen zu können. Die Initiative „Hinhören“ der Katholischen Aktion machte dies drei Tage lang möglich. Denn: Die Pandemie zeigt, dass solche Hilfsangebote wichtiger denn je sind. Alle Hinhörenden waren von den Geschichten der Anrufer*innen tief ergriffen. Größten Respekt haben sie gegenüber Menschen, die haupt- und freiwillig Tag und Nacht für andere Menschen da sind.
Seit 43 Jahren bietet die Telefonseelsorge, die in Kärnten von uns getragen wird, allen Menschen in Not- und Krisensituationen ein offenes Ohr. Unter der kostenfreien Nummer 142 sind 80 kompetent ausgebildete, freiwillige Mitarbeiter*innen rund um die Uhr anonym und kostenlos für alle Hilfesuchenden da. Die Pandemie dauert an. Während bei vielen Menschen seit Ausbruch von Covid-19 die Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen, sinkt, steigen Arbeitslosigkeit und Zukunftssorgen an. Und damit auch die Anrufe in der Telefonseelsorge.
Verpflichtende Beratung für Gefährder*innen
Mit einem Gewaltpräventionsprogramm, das am 1. September 2021 in Kraft getreten ist, reagierte die Bundesregierung auf die Häufung von häuslicher Gewalt. Demnach müssen Männer und Frauen, gegen die künftig ein Betretungs- oder Annäherungsverbot ausgesprochen wird, eine sechsstündige Beratung zur Gewaltprävention absolvieren. Damit sollen weitere Gewalttaten verhindert und die Opfer geschützt werden. In Kärnten erfolgt diese Beratung von Gefährder*innen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt – körperliche, sexualisierte, psychische und emotionale Gewalt, Belästigung und Stalking – über unsere neue Beratungsstelle für Gewaltprävention.
Auf zum Selbstcheck Alkohol
In Österreich wird sehr gerne getrunken, aber kaum darüber gesprochen. Deshalb waren wir wieder Teil der ,,Dialogwoche Alkohol“ und haben tabulos über den Alkohol und seine Gefahren aufgeklärt. Unsere Suchtberaterin Christiane Kollienz-Marin appelliert ganz klar an die Menschen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und sich zu fragen: Wie viel ist zu viel? Denn: Die Zahlen sind – nüchtern betrachtet – besorgniserregend: Eine Million Österreicher*innen hat ein problematisches Trinkverhalten. Und in Zeiten der Pandemie steigt das Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken zusätzlich. Wenn Mann*Frau nicht mehr selbst zurechtkommt, ist unsere Suchtberatung für ihn*sie da.