Schritte in eine bessere Zukunft
Armut und Hunger sind weitverbreitete Phänomene auf unserer Welt: Hervorgerufen durch ungerechte Strukturen, verschärft durch klimatische Bedingungen und Wandel, begünstigt von undemokratischen Verhältnissen. Wir beweisen mit unserer Arbeit mit unseren Partner*innen, dass scheinbar ausweglose Situationen auf wunderbare Weise geändert und verbessert werden können. Angesichts von Armut und Hunger fragt sich unsere Bereichsleiterin Alexandra Blattnig-Rull: „‚Was tun?‘ – Wir alle fragen uns dies in verschiedensten Situationen – im Alltag, bei großen Lebensfragen, vielleicht voller Optimismus und manchmal auch angesichts von scheinbarer Ausweglosigkeit. Trotzdem ist das Stellen dieser Frage bereits ein Zeichen der Hoffnung: Denn wer sich dies fragt, ist bereits halb im Tun. Die Frage beinhaltet den Glauben an die eigene Fähigkeit und die grundsätzliche Bereitschaft, etwas zu tun, zu gestalten.“
„Dies ist bereits die Grundlage und der erste Schritt auf dem Weg zu einer Erleichterung, einer besseren Zukunft. Noch mächtiger ist die Frage, wenn wir sie gemeinsam stellen. Unfassbare Lebensbedingungen von Kindern in den Slums in Kenia, Hunger von Familien in Uganda, Jugendarbeitslosigkeit auf dem Balkan, Naturkatastrophen, Dürren, Überschwemmungen und vieles mehr: In unserer Arbeit werden wir mit Situationen konfrontiert, in denen wir auf den ersten Blick keine Gesamtlösung parat haben. Wir haben vor Ort kompetente Projektpartner*innen, die sich angesichts immer neuer Notlagen gemeinsam mit uns immer wieder fragen: ‚Was tun?‘ – und Lösungen entwickeln, kleine und große Schritte hin zu einer besseren Zukunft. Und weil auch Sie in Kärnten sich dankenswerterweise immer wieder fragen ‚Was tun?‘, können wir gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten. ‚Was tun?‘ und ‚etwas tun‘ sind gute Nachrichten – für uns alle!“
Reise in unser Projektland
„Ein besonderes Ereignis fand im Juni letzten Jahres statt: Der damalige Caritas-Präsident Michael Landau reiste gemeinsam mit Vertreter*innen der Caritas Österreich, Journalist*innen und einer Influencerin sowie einer Kärntner Projektmanagerin in unser Projektland Kenia, um zu erfahren, wie die Hilfe bei den Menschen ankommt. Über tausend Autokilometer später - durch Wüsten und Dürre - kamen die Reisenden mit Bildern von Verzweiflung durch Naturkatastrophen und Hoffnung durch unsere Projekte zurück. Die Medienberichte hallten in Fernsehen, Radio und Zeitungen wider.“
Klimaextreme in Kenia
In Kenia werden die Menschen seit Jahren von Dürreperioden geplagt, und die Regenzeiten bleiben oft aus. Wenn es regnet, führt dies häufig zu schweren Überschwemmungen, bei denen Autos weggespült werden und sowohl Menschen als auch Tiere gefährdet sind. Im Frühjahr und Sommer des vergangenen Jahres haben wir Familien unterstützt, damit sie während der Dürre ihre unmittelbaren Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel und Wasser decken konnten. Im November kam es dann zu schweren Überschwemmungen im Norden Kenias, bei denen viele Menschen ihr Hab und Gut verloren. Die traditionellen Lebensrhythmen der Nomaden, die seit Jahrhunderten im Einklang mit dem Wechsel von Regen- und Trockenzeiten leben, sind nicht mehr aufrechtzuerhalten. Besonders in der Region Marsabit im Norden Kenias sind 81 Prozent der Bevölkerung von der Viehzucht abhängig. Um zu überleben, verbringen vor allem Frauen und Mädchen viele Stunden mit dem Sammeln von Wasser und Feuerholz.
Seit der Hungerkrise im Jahr 2017 leisten wir Not- und Aufbauhilfe für die betroffene Bevölkerung. Anfang 2023 wurde die verwundbarste Bevölkerung mit frischem und sauberem Wasser versorgt, und die langfristige Wasserversorgung in Marsabit wurde unterstützt. Familien, die durch die extreme Dürre ihre Herden und damit ihre Lebensgrundlage verloren hatten, wurden wieder mit Schafen und Ziegen versorgt, damit sie ihre Herden wieder aufbauen konnten. Seit Dezember 2023 werden die Familien mit Wasserreinigungstabletten unterstützt, und es wird ihnen einen Monat lang Geld zur Verfügung gestellt, um ihre wichtigsten Grundbedürfnisse decken zu können. Darüber hinaus versuchen wir langfristig mit der Errichtung von Wasserstellen und finanzieller Unterstützung der Katastrophenhilfe in Kenia zu helfen. Außerdem arbeitet unser lokaler und langjähriger Partner PACIDA an Gesetzen mit, die den lokalen Gemeinden eine bessere Vorbereitung auf Katastrophen ermöglichen sollen.
Förderungen im Kosovo
Im Kosovo setzten wir unser Engagement für Kinder mit Behinderungen fort, indem wir bewährte Programme wie die Frühförderung für Kinder mit Beeinträchtigungen (in unserem Frühförderungszentrum sowie in deren Zuhause) und die Unterstützung von Schulen durch den Einsatz von Stützlehrer*innen, Weiterbildung für Lehrpersonal und inklusive Schulgestaltung fortsetzten. Ein visionäres Projekt für den Kosovo sind die Vorbereitungsarbeiten für die erste Integrationsklasse des Landes, die im Rahmen unseres Projekts MY RIGHT II gestartet wird. Die Inspiration dafür lieferte ein "Study Visit" unserer Projektpartner in Kärnten. Das Pilotprojekt soll andere Schulen im Kosovo zur Nachahmung und zur Einrichtung weiterer Integrationsklassen motivieren.
Unser Regionalprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit im Westbalkan wird ebenfalls fortgeführt. Dabei werden Jugendliche und junge Erwachsene unterstützt, Fähigkeiten und Kenntnisse zu erlangen, die den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Zum Abschluss kam das Projekt "CONEX": Gemeinsam mit der Caritas Kosova und der "Mutter Teresa Gesellschaft" milderten wir die Auswirkungen der Covid-19-Krise und legten den Grundstein für eine langfristige Verbesserung der Pandemieresistenz. Dies geschah unter anderem durch Unterstützung bei der häuslichen Pflege, um älteren Menschen einen besseren Zugang zu sozialen Diensten und medizinischer Versorgung zu ermöglichen, sowie durch Schulungs- und Mentoring-Möglichkeiten, um langzeitarbeitslosen Frauen zu helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen und zum Familieneinkommen beizutragen.
Biogasanlagen in Uganda
Unser gemeinsames Klimaschutzprojekt mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) zielt darauf ab, CO2-Emissionen durch den Einsatz von Biogasanlagen zu reduzieren. Dies trägt dazu bei, der Entwaldung von Flächen und der damit einhergehenden Erosion in Gulu, Uganda, entgegenzuwirken. Das Kochen auf offenem Feuer führt nicht nur zu einer starken Abholzung der Wälder und einer damit einhergehenden Freisetzung von umweltschädlichen Emissionen und Bodenerosion, sondern auch die Anschaffung von Holzkohle und Feuerholz wird zunehmend zu einer ökonomischen Belastung für die Bevölkerung in Gulu.
Das Projekt bietet nicht nur neue Kochmöglichkeiten für die Menschen vor Ort, sondern fördert auch die gemeinschaftliche Nutzung der Biogasanlagen. Haushalte mit mehr Tieren unterstützen Haushalte mit weniger Tieren, indem sie mehr Dung in die Anlagen einbringen. Das produzierte Biogas und die Gärreste, die als Dünger dienen, werden solidarisch auf die jeweiligen Haushalte aufgeteilt. Das produzierte Biogas gelangt entweder direkt in die Küche oder wird mithilfe von Traktorreifenschläuchen in die Küchen transportiert.
Investitionen in Bildung
Noch immer prägt der nomadische Lebensstil die Menschen in Marsabit. Ständig unterwegs mit ihren Herden von Kamelen, Schafen und Ziegen, ist es für die lokale Bevölkerung schwierig, ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Nur geschätzte 40 Prozent aller Kinder schließen die Grundschule ab. Unser Partner PACIDA setzt sich für Chancengleichheit und den Zugang zu hochwertiger Bildung ein. 2016 wurde in Absprache mit der lokalen Gemeinschaft die Tiigo-Schule gegründet, eine einzigartige Modell-Grundschule für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren, die sonst keine Chance auf Bildung hätten. Zuletzt zählte sie 425 Schüler*innen und wurde im letzten Jahr wieder zur besten öffentlichen Schule in Marsabit County ausgezeichnet.
Die Tiigo-Schule mit integriertem Internat ermöglicht nicht nur qualitativ hochwertige Bildung, sondern soll auch das friedliche Zusammenleben fördern. Kinder aus verschiedenen – sich sonst konkurrierenden – Stämmen des Bezirks finden hier gemeinsam Platz und Sicherheit. Das Internat bietet den Kindern einen sicheren Schlafplatz, Lernmaterialien und ordentlich ausgestattete Klassenräume. Als einzige Schule ihrer Art in der Region ist die Nachfrage nach Aufnahme groß, und hunderte Schülerinnen aus armutsbetroffenen Familien müssen jedes Jahr abgewiesen werden. Die derzeitigen Schlafsaal-Kapazitäten sind begrenzt, und die Schülerinnen müssen sich Betten teilen oder sogar auf dem Boden schlafen. Der Bedarf ist groß und Bildung ist die beste Armutsvorsorge. Daher unterstützen wir diese Schule, damit möglichst viele Nomadenkinder Zugang zur Bildung erhalten können.