Neue Perspektiven schaffen

Unsere Bereichsleiterin für Beschäftigung und Betriebe, Christina Staubmann, weiß, dass man trotz einer positiven Arbeitsmarktphase die Bedürfnisse von Menschen, die es schwer haben, einen Job zu finden, nicht vergessen darf: „Es gibt immer noch wesentlich mehr arbeitslose Menschen als offene Stellen, und die Anforderungen der offenen Stellen passen häufig nicht zu den Möglichkeiten der Betroffenen. Das Narrativ, dass alle Menschen derzeit Arbeit finden können, indem sie einfach wollen müssen, ist falsch. In unserer täglichen Arbeit sehen wir Menschen, die arbeiten möchten, aber durch verschiedenste Umstände daran gehindert werden: Qualifikationen genügen nicht, wichtige Care-Arbeit wie Kinderbetreuung oder die Pflege älterer Angehöriger bietet keine ausreichende Flexibilität, körperliche oder psychische Erkrankungen, aber auch verlorenes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.“

„Es ist wichtig zu sehen, dass ein reines Fokussieren auf die Schaffung von Anreizen und Sanktionen hier zu kurz greift. Vielmehr werden umfassende und auf die Zielgruppen angepasste Maßnahmen und Modelle benötigt, um den, auch für die Betroffenen meist gewünschten, Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Und: Arbeit wieder einmal positiv zu erleben, seine eigene Leistungsfähigkeit zu sehen und Wertschätzung zu erfahren, sind eine gute Basis für die Wiederherstellung des Selbstwertes und der Anknüpfung an die zum Teil verschütteten eigenen Ressourcen. Wenn diese wiedergefunden werden, eröffnen sich Möglichkeiten, die zuvor nicht mehr gesehen wurden. Unsere Projekte setzen genau dort an. So konnten wir im Jahr 2023 140 Menschen eine neue Perspektive geben. Wie genau, erfahren Sie in den folgenden Beispielen.“

Ein Garten von Welt

Als wir Ende 2022 darauf angesprochen wurden, ob wir das lang bewährte, erfolgreiche Projekt „welt.garten“ von der Katholischen Aktion übernehmen möchten, waren wir uns schnell sicher, diesen besonderen Ort der Beschäftigung weiterzuführen. Perspektiven für Menschen am Arbeitsmarkt, lokaler und regionaler Anbau von Nahrungsmitteln und die Versorgung vieler Menschen mit Produkten in Bioqualität – das ist Nachhaltigkeit in Reinform. Wenn wir dieses Projekt betrachten, erleben wir täglich die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Die Ernte, die gerade auch im letzten Jahr unter schwierigen Bedingungen eingebracht wurde, ist für das gesamte Team ein großer gemeinsamer und persönlicher Erfolg.

Körperliche Belastung, Teamarbeit, Selbstreflexion, soziale Kompetenz, fachliche Fertigkeiten und Know-how sind die tragenden Säulen der Beschäftigung, welche die 10 Mitarbeiter*innen des Projekts für ihren neuen beruflichen Weg stärken. Eine davon ist Agathe (Name geändert). Die dreifache, alleinerziehende Mutter arbeitet gerne hier: „Ich bin geerdet und wieder selbstbewusst, mir geht es gut. Die körperliche Belastung ist nicht immer einfach, das Arbeiten mit den Händen und an der frischen Luft dafür schön.“ Sie war fast fünf Jahre zu Hause, als ihr das AMS die Teilnahme am Projekt empfahl. „Ich habe Traumatisches erlebt. In meinen früheren Beruf konnte ich nicht zurückkehren, weil ich es in geschlossenen Räumen kaum mehr aushalte und sich die Arbeitszeiten mit der Betreuung meiner Kinder nicht vereinbaren ließen.“ Der schöne Abschluss der Geschichte: Agathe hat nach nur ein paar Monaten Projektteilnahme einen neuen Job gefunden.

Wenn man im „welt.garten“ steht, erlebt man, was viele Hände gemeinsam schaffen können und welche Kraft im gemeinsamen Tun liegt.

Freiwillig engagieren,
Alltag strukturieren

Unser lend.raum ermöglicht es psychisch hoch belasteten oder kranken Menschen, unter Begleitung und in einem geschützten Raum freiwillig tätig zu sein, ihren Alltag zu strukturieren und sogar Lebenskräfte (neu) zu erwecken. Die Projektteilnehmer*innen gehen im lend.raum einer sinnvollen Tätigkeit nach, leisten so einen Beitrag zum Gemeinwohl und können persönliche Kontakte knüpfen. Auch Probleme können auf Wunsch in Einzelgesprächen oder in der Gruppe besprochen werden. Im letzten Jahr waren es 20 Personen, die gemeinsam als Freiwillige tätig wurden. Das Projekt, das seit 2023 von Licht ins Dunkel gefördert wird, erweist sich als wunderbares Beispiel dafür, was aus einer einfachen Vision für belastete Menschen entstehen kann.

Oliver (Name geändert) arbeitet im lend.raum und hat, wie er sagt, eine Vielzahl an Ängsten: „Das ist extrem belastend, und das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht, sage ich ganz ehrlich.“ Für ihn sei es wichtig, dass er von Montag bis Donnerstag eine Struktur habe: „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man den Eindruck hat, man wird nicht mehr gebraucht im Leben. Ich habe zum Schluss meinen Vater gepflegt, und dann bin ich in ein Loch gefallen, weil er nicht mehr da war.“ Eine weitere Teilnehmerin, Sabine (Name geändert), hat schöne neue Kontakte gefunden. „Vorher war ich ja nur zu Hause. Jetzt geht man morgens einfach wohin, dort geht man gerne hin und weiß, man wird dort gemocht und man wird akzeptiert. Ich freue mich über jeden Tag, den ich herkommen kann.“ Es ist für sie ein Raum, in dem sich die Seele erholen kann.

Zielgruppengerechte Beschäftigung

Im Jahr 2023 konnten wir das Angebot zur fall- und stundenweisen Beschäftigung von jungen Erwachsenen nicht nur ausbauen, sondern auch noch besser auf die Zielgruppe zuschneiden. 25 Menschen konnten durch stunden- und fallweise Beschäftigung, psychosoziale Unterstützung sowie einen Ort des Miteinanders neue Perspektiven erhalten. Im wert.werk unterstützen wir Menschen, die weder einer geregelten Arbeit nachgehen noch in Ausbildung sind und aufgrund ihrer multiplen Problemlagen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Diese Erwerbslosigkeit und die damit einhergehende mangelnde Zukunftsperspektive bedeuten eine Verfestigung von Armut. Das Projekt bietet daher bedingungslos die Möglichkeit zur entlohnten Beschäftigung.

Das wert.werk ist somit ein Angebot, das tatsächlich auf die Zielgruppen zugeschnitten ist. Durch flexible, fall- und stundenweise Beschäftigung sowie stundenweise Entlohnung gehen wir auf individuelle Bedürfnisse ein und fördern eine Entwicklung hin zu strukturierteren Formen der Beschäftigung. Wir ermutigen die Teilnehmer*innen aktiv, am sozialen Leben teilzunehmen, und arbeiten gemeinsam mit ihnen an eigenen Lebensvisionen, indem wir alle Chancen und Möglichkeiten der Gesellschaft nutzen. Die Steigerung der sozialen Kontakte, die gewonnene Wertschätzung im Projekt sowie die Erhöhung des eigenen Leistungsvermögens und Selbstwertes sollen einen wichtigen Schritt hin zu „höherschwelligen“ Maßnahmen wie Weiter- oder Ausbildungen ermöglichen, was wiederum letztlich zur Integration in den Arbeitsmarkt beiträgt.

"Es ist immer wieder schön zu sehen, welches Potenzial in den Menschen steckt und welche Schritte sie bereit sind zu gehen, wenn man sie ein Stück weit begleitet."

Einkauf mit doppeltem und dreifachem Sinn

Seit Jahrzehnten beschäftigen wir uns in unseren carlas intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Doch unsere Second-Hand-Läden schaffen noch mehr, nämlich ökologische und soziale Nachhaltigkeit zusammenzubringen. So versorgen unsere carlas sowie unser Häferl & Buch nicht nur Menschen in Not mit Kleidung und Haushaltsgegenständen, sondern bieten besondere Second-Hand-Mode und andere Schätze zu moderaten Preisen für alle an. Das heißt, jede*r kann in unseren Läden nachhaltig, sozial und günstig einkaufen.

Dabei können wir uns dankenswerterweise auf unsere Spender*innen verlassen. Insgesamt wurden 150 Tonnen an gespendeten Textilien und Haushaltsgegenständen für die nachhaltige Nutzung vorbereitet. Jedes einzelne Stück geht dabei durch die Hände unserer Mitarbeiter*innen. Unsere carlas bieten nämlich in den Shops, der Sachspendenannahme sowie der Lebensmittelausgabe langzeitarbeitslosen Frauen und Männern einen befristeten Arbeitsplatz, Qualifizierung und Unterstützung beim Wiedereinstieg in einen neuen Job. Das Projekt SUE (Sustainable Employment) bot in Kooperation mit der GPS Kärnten und finanziert von AMS und Land Kärnten 23 Personen im Rahmen eines gemeinnützigen Beschäftigungsprojekts einen nachhaltigen und sinnvollen Arbeitsplatz.

ProFuture

Mit einer Berufsausbildung oder der Suche nach einem Job beginnt ein aufregender neuer Lebensabschnitt. Es ist normal, dabei Sorgen, Ängste und Unsicherheiten zu haben. Unser Projekt ProFuture bietet Drittstaatsangehörigen mit Migrations- oder Fluchthintergrund neue Chancen und Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt, insbesondere im Pflegebereich. Je nach Region und den individuellen Bedürfnissen unterstützen wir mit Sozialberatung, Lernberatung oder Ausbildungsbegleitung. Zusätzlich werden durch Workshops, Fachsprachkurse oder Informationsveranstaltungen Möglichkeiten aufgezeigt, Fähigkeiten entwickelt und Kompetenzen gestärkt. In Kärnten konnten bisher 31 Menschen auf ihrem Weg zur Pflegefachkraft unterstützt werden.

Lokal von Welt

Das magdas Lokal in Klagenfurt ist unser Social Business und gleichzeitig ein Ausbildungslokal, das auf saisonale und regionale Zutaten setzt. Während das Team die Gaumen der Gäste mit internationaler Küche verwöhnt, bietet die "Galerie3flux" ihren Augen zeitgenössische Kunst. Es freut uns besonders, dass im Jahr 2023 insgesamt 29 junge Menschen ihre Lehre oder ein Praktikum bei uns absolviert haben und zwei Lehrlinge ihren Abschluss erreicht haben. Außerdem haben drei Spitzenköche in unserem Lokal für den guten Zweck gekocht. Zusätzlich fand ein Vernetzungstreffen mit über 30 Teilnehmer*innen aus dem Sozial- und Bildungsbereich in unserem Lokal statt, um Gesellschaft gemeinsam zu gestalten.

Erfolg und
soziales Handeln

Arbeit und Beschäftigung sind mehr als Geldverdienen. Sie bedeuten Anerkennung, ermöglichen die Steigerung des Selbstwerts, tragen zur sozialen und gesundheitlichen Stabilisierung bei und sind Voraussetzung für die Entwicklung von Lebensperspektiven.

Arbeitslosen und beschäftigungslosen Menschen eine Chance, Mut und Hilfe zu geben, um (wieder) im Arbeitsleben Fuß zu fassen und dadurch in die Mitte der Gesellschaft zu holen, ist bei unseren Projekten und Einrichtungen das Ziel.

Zahlen und Fakten

140 Menschen

erhielten in den unterschiedlichsten Projekten neue Perspektiven.

150 Tonnen

gespendete Textilien und Haushaltsgegenstände wurden von den Mitarbeiter*innen sortiert.

23 langzeitbeschäftigungslose Menschen

fanden über das Projekt „SUE“ (Sustainable Employment) – im Auftrag des AMS und in Kooperation mit der GPS Kärnten – in unseren „carlas“ wieder einen befristeten Arbeitsplatz.

10 Mitarbeiter*innen

wurden im „welt.garten“ auf ihrem neuen Berufsweg professionell begleitet, gestärkt und in ihrer persönlichen Weiterentwicklung gefördert.

45 Menschen

haben in unseren niederschwelligen Projekten „wert.werk“ und „lend.raum“ (wieder) eine Beschäftigung gefunden.

31 Menschen

konnten mittels ProFuture auf ihrem Weg in Richtung Pflegekraft unterstützt werden.

29 junge Menschen

konnten im magdas LOKAL ihre Lehre oder ein Praktikum absolviert. Davon haben 2 Lehrlinge sogar ihren Abschluss gemacht.

110.000 Euro

an Bekleidungsgutscheinen wurden von armutsbetroffenen Menschen in unseren „carlas“ eingelöst.

Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.